18. Deutsche Schafschurmeisterschaft 2022

19. August 2022 - 21. August 2022, Kißlegg


 Bei der 18. Deutschen Schafschurmeisterschaft

vom 19.08. bis 21.08.2022

in Kißlegg, Baden-Württemberg

holte Felix Riedel den Titel Deutscher Meister 2022

 

Für die Ausrichtung der 18. Deutschen Schafschurmeisterschaft war der Verein Deutscher Schafscherer zu Gast bei der Edelweissbrauerei Farny in Kießlegg. Spannender Höhepunkt von drei aufregenden Wettkampftagen war am Sonntagnachmittag das große Finale der Schafschurmeisterschaft.

In den Wettkämpfen holte sich der 44jährige Schafscherer Felix Riedel den Titel. Nervenstärke, langjährige Wettkampferfahrung zeichnen den „Ewigen“ zweiten und dritt-platzierten F. Riedel aus. Hinzu kommt noch das Quäntchen Schererglück.

In der sehr spannenden Finalrunde folgte ihm mit nur 0,7 Punkte Unterschied Emanuel Gulde auf den 2. Platz. Christian Zill, ebenfalls aus Baden-Württemberg, errang den 3. Platz.

Von den deutschen Teilnehmern im Woolhandling siegte Stefanie Kauschus aus Sachsen-Anhalt. In der Disziplin Handschere (Blade) holte sich Karolin Bünting aus Nordrhein-Westfalen den Sieg.

Über 1200 vorbereitete Schafe standen an den drei Tagen zur Verfügung, um sich von den 60 Schererinnen und Scherern von ihrer Wolle befreien zu lassen. Aus Australien, Italien, Norwegen, Österreich, Tschechien, Schweiz u. Spanien waren Schafscher/innen angereist.

 

Traditionsgemäß beginnen immer die Junioren am ersten Wettkampftag. 11 Teilnehmer scherten in den Vorrunden bei den Junioren. 3 Schafe müssen in dieser Disziplin in einer festgelegten Schurzeit geschoren werden. Die Zeitnahme beginnt mit dem Maschinenstart beim ersten Schaf und endet mit dem Maschinenstopp nach dem letzten Schaf. Die benötigte Zeit wird in Punkte umgerechnet und zur Endsumme addiert. Die Zeit ist aber nicht alles, ein weit höheres Fehlerpotential sind die Nachzüge, hier geht’s um die Schurqualität. Wird eine Stelle ein zweites Mal geschoren bzw. das Vlies zweimal abgeschnitten, werden hier Fehlerpunkte vergeben. Zum Schluss wird jedes Schaf noch einmal begutachtet, ob Vliesreste stehen geblieben sind oder ob das Tier Verletzungen aufweist. So wird die Endqualität der geschorenen Schafe gewertet. Alle diese Punkte fliesen zusammen und ergeben die Gesamtfehlerpunkte. Je weniger Punkte ein Teilnehmer aufweisen kann, desto besser fällt die Platzierung aus. Nicht immer gewinnt die schnellste Zeit. Oft genug entscheiden die Richter hinter dem Scherstand über die endgültige Platzierung.

 

Im Laufe des Nachmittags ging es dann gleich schnittiger zur Sache. 22 Teilnehmer aus der Mittelklasse bewiesen ihr Können an jeweils 4 Schafen.

Zum Tagesabschluss traten die 21 Profis gegeneinander an. Routiniert scherte jeder seine 5 Schafe in Folge ab.

 

Am Samstag stand dann das Handscheren (Blade) auf dem Programm. Gezeigt wird eine traditionelle Schurmethode, die heute noch zum Teil in den Schottischen Highlands angewendet wird. Was hier sehr auffällig war, dass kein Maschinengeräusch ‚störte‘ bzw. die Stille sehr ungewohnt war. Diese Scherer verdienen genauso ihre Achtung und Respekt wie die Maschinenscherer, denn Geschick und eine enorme Muskelkraft in den Händen ist nötig, um unter Zeitdruck ‚nur‘ zwei Schafe sauber zu scheren.

 

Als nächste Disziplin folgte das Woolhandling. Bei dieser Disziplin ging es in erster Linie um die Vliessortierung und -pflege nach dem bzw. beim Scheren. 2 Scherer arbeiten dabei für die Wollsortier/innen im vorgegebenen Rhythmus. Das Vlies musste als ein Ganzes auf einen Sortiertisch/ Lattenrost ausgeworfen werden, so dass die “Außenseite“ nach oben zum Liegen kam. Zur bewerten war: Ist das Vlies faltenfrei geworfen worden? Wie fest ist es zusammengerollt? Sind Bauchwolle und die verunreinigten Wollteile entfernt? Sind die jeweiligen Wollteile im entsprechenden Behälter sortiert? Zudem mussten die 2 Schurplätze sauber gehalten werden, ohne die Scherer bei der Arbeit zu behindern. Die Kriterien Sauberkeit, Sortierung und Zeit werden, wie auch bei der Schur, addiert und der Kandidat mit den wenigsten Punkten hat gewonnen.

 

Die restliche Zeit vom Samstag stand im Zeichen der zweiten Vorläufe in allen Disziplinen. Ab jetzt wurde verstärkt auf die Qualität geachtet denn es ging um die Qualifizierung für das Halbfinale. Die jeweils besten acht Scherer konnten vorrücken. Die ersten starken Kämpfer kristallisierten sich dann schon heraus. Auch der Einsatz und Ehrgeiz der Kandidaten des Woolhandling steigerte sich stets. Diese in Deutschland relativ neue Disziplin gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Für eine erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettbewerben ist es wichtig, dass es auch in Deutschland diese Plattform gibt.

Der Sonntag startete mit den Halbfinalrunden im Maschinescheren. Bedingt durch die Anzahl der Scherer wurden diese in national und international unterteilt.

 

Am Sonntagmittag gab es den ersten kleinen Wettbewerb, der Länderwettkampf. Jedes teilnehmende Land (auch Bundesländer) stellen Teams. 2 Scherer/innen scheren im Wechsel je 5 Schafe. Das Team Australien/Italien war als Erster mit ihren 10 Tieren fertig.

 

Als erstes Finale startete dann das Woolhandling. Jeder Teilnehmer musste von 3 geschorenen Schafen die Wolle händeln. Im Anschluss folgte das Finale Blade mit 3 Schafen.

So ging es dann am Sonntagnachmittag weiter zur heißen Phase der national und internationalen Finalrunden. Zu dieser Zeit versammelte sich der größte Besucherstrom, um das Spektakel auf der Bühne zu verfolgen. Sobald ein Schaf fertig geschoren war, erfolgten weitere Anfeuerungsrufe. Im gesamten war das Publikum fair, belohnte die “Sportler“ mit viel Applaus. Für gute Stimmung und Information sorgten die beiden Moderatoren Dr. Christian Mendel und Michael Gertenbach. Sie kommentierten fachkundig das Geschehen der vergangenen drei Tage.

 

Als Oberrichter teilten sich Georg Graham aus Irland und Fred Wachsmuth aus Niedersachsen ihre Aufgabenbereiche. Sie leiteten und überwachten alle Disziplinen der gesamten Wettkämpfe. G. Graham ist Vizepräsident des World Council Golden Shears eine Kapazität in den internationalen Schererorganisationen. „Wir wollen den internationalen Standards gerecht werden“, so lautete der Appell bei der Einweisung an die 12 Richter. Das deutsche Richterteam wurde unterstützt von Richtern aus England, Frankreich, Irland, Norwegen und der Schweiz.

Simon Dörr aus Baden-Württemberg erreichte den 1. Platz in der Juniorklasse und

Julian Karl aus Bayern siegte in der Mittelklasse.

 

Peter Würfel aus Bayern war als Scherer mit dem saubersten Schurergebnis aus diesen Wettkampftagen hervorgegangen.

Eine Sonderauszeichnung bekam die Juniorschererin Johanna Dörr aus Baden-Württemberg. Sie hat es geschafft ein Schaf in der Endkontrolle mit der Bewertung null Fehlerpunkte zu scheren! Chapeau für die sauberste Schur beim Einzeltier!

Angesichts dieser tollen Stimmung zog Johannes Schlipf, 1. Vorsitzende des Vereins Deutschen Schafscherer, nach den drei Tagen ein überaus positives Fazit: "Es war eine tolle sportliche Veranstaltung mit hochkarätigen Schafschererinnen und Schafscherer, die vor allem mit der Qualität der Schur gepunktet haben“!

 

Ein ganz großer Dank gilt zuerst an die Farnybrauerei als Organisator vor Ort und deren Mitarbeitern und Helfern. Danke an die Argentalschäferei für Ihren unermüdlichen Einsatz. Vielen Dank an die Schäfereien Fauser in Pfrontstetten, Seywald in Freiburg und Wahl in Eberhardsweiler für die Bereitstellung ihrer Schafe. Ein Dankeschön an die VZ deren Fahrer zu jeder Zeit die richtigen Schafe in der richtigen Anzahl bereitstellten und den Abtransport koordinierten “JUST-IN-TIME“. Danke sei auch den vielen kleinen und großen Helfern im Hintergrund gesagt, den Zeitnehmern, den Wollsammlerinnen, der Technikbetreuung, der Tontechnik, den ‚Schafmanagern‘ und den Auswertern. Ein weiterer Dank an die Richter für die korrekte und gewissenhafte Tätigkeit.

 

Danke an die beiden Moderatoren, die souverän durch das Programm führten. Den Sponsoren, seien es Geld- oder Sachspenden, ein ganz großer Dank, denn ohne diese Zuwendungen wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich. Und zu guter Letzt muss dem Vorstand Verein Deutscher Schafscherer, und deren Geschäftsführerin Anette Wohlfarth gedankt sein, die immer wieder diese Meisterschaften mit Perfektion organisieren.

 

Autor: Thomas Müller

Erstellt am: 24.08.2022

 

Ergebnis:

Finale Junior National mit 4 Schafe/Scherer

1

Simon Dörr

Baden-Württemberg

32,27 P

2

Klaus Häge

Baden-Württemberg

36,51 P

3

Johanna Dörr

Baden-Württemberg

38,22 P

4

Nele Deufel

Baden-Württemberg

47,00 P

 

Ergebnis:

Finale Junior International mit 4 Schafe/Scherer

1

Toms Jacub

Tschechien

27,11 P

2

Erik Mayerhofer

Norwegen

27,11 P

3

Klaus Häge

Baden-Württemberg

29,27 P

4

Hannes Rocher

Brandenburg

36,26 P

 

Ergebnis:

Finale Intermediate (Mittelklasse) National mit 7 Schafe/Scherer

1

Julian Karl

Bayern

44,95 P

2

Johannes Dörr

Baden-Württemberg

50,25 P

3

Jürgen Seywald

Baden-Württemberg

56,30 P

4

Franziska Rehm

Baden-Württemberg

59,60 P

 

Ergebnis:

Finale Senior (Profiklasse) International mit 10 Schafe/Scherer

1

Christian Zill

Baden-Württemberg

49,55 P

2

Ekkehard Reinprecht

Österreich

52,32 P

3

Taoya Rossel

Spanien

52,42 P

4

Felix Riedel

Baden-Württemberg

53,32 P

 

Ergebnis:

Finale Senior (Profiklasse) National (Titel Deutscher Meister) mit 10 Schafe/Scherer

1

Felix Riedel

Baden-Württemberg

45,17 P

2

Emanuel Gulde

Baden-Württemberg

45,85 P

3

Christian Zill

Baden-Württemberg

49,05 P

4

Sven Scheffler

Niedersachsen

52,27 P

 

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Der Bericht von der Deutschen Schafschurmeisterschaft 2022
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Ergebnislisten aller Klassen, aller Vorrunden, aller Halbfinals und Finals
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